Bei unserer ersten Station haben wir die Alevitische Gemeinde Wuppertal mit dem Friedengartenprojekt von Burcu Eke-Schneider besucht:
“ Im Februar 2020 wurde das „Urban Gardening Friedensprojekt“ im Alevitischen Kulturzentrum Wuppertal eröffnet. Wir sind auf diesen Ort zugegangen und haben dort eine Gruppe gebildet, die aus Mitgliedern der Gemeinde (marginalized group), aus lokalen Menschen und anderen internationalen Teilnehmern besteht. Über das Anlegen von Kräuterbeeten und den Anbau von Gemüse mitten in der Stadt hinaus zielte der Friedensgarten von Anfang an darauf ab, ein gemeinsames Verständnis für gegenseitigen Respekt und die Übernahme von Verantwortung für kommende Generationen zu verbessern.
In diesem Projekt wurden weltweit erstmals Methoden der Friedensforschung auf lokaler und interkultureller Ebene mit den Zielen der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit und der Transformation der Stadtgesellschaft verbunden. Wir sind die Begründerin von „Micro-level Peacebuilding Methods for Sustainable and Just Cities“ und wurde als Pilotstudie in Wuppertal durchgeführt, um ein vertieftes, vielschichtiges Verständnis für ein komplexes Thema in einem realen Laborkontext zu generieren. Es sollte nicht nur die Probleme an der Wurzel analysieren, sondern auch mit Hilfe von friedensfördernden Ansätzen kultursensible Lösungen vorschlagen: Ziel war es, „naturbasierte Lösungen auf der Mikroebene“ als „neue Form der Dialogmethode“ für eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu nutzen. Es entstand ein alternatives Bildungsmodell: „Out of School Space“ für interkulturellen und interreligiösen Dialog.„
Die Aktiven treffen sich jeden Freitag ab 13.30 Uhr, wer mag kann gerne mitmachen.
Das Verhältnis der Aleviten zur Natur stand im Zentrum unseres Besuchs. Die Natur ist das wichtigste Gut im Alevitentum. So sagte der heilige Dichter Yunus „Der Schöpfer offenbart sich in der Schöpfung“. Aus diesem Grund ist es die Pflicht jedes Aleviten, die Natur zu schützen.
Can“ – gesprochen: dschan – heißt, bedeutet, ist „Seele“. Can ist nicht nur einfach ein Wort, auch nicht nur ein Begriff, can ist eine Kategorie menschlicher Existenz wie die Kategorien Raum und Zeit. Die Seele ist für Aleviten allgegenwärtig. Aleviten erfahren Seele in zwei Qualitäten: als Totalqualität und als Individualqualität. Die Totalqualität besteht darin, dass Gott und Schöpfung für Aleviten eine Einheit darstellen, deren erfahrbarer Ausdruck die göttliche Beseeltheit der Schöpfung als ganzer ist. Aus Can als Gesamtseele erwachsen immer wieder neu Individualseelen (türkisch: canlar), die ihre göttliche Herkunft nicht verlieren. Mit dem körperlichen Tod eines Menschen kehrt die Individualseele zurück in die Gesamtseele, um dort erneut zur Quelle neuer Individualseelen zu werden. Die göttliche Gesamtseele äußert und entwickelt sich also, in dem sie wiederum ständig neue Seelen hervorbringt und wieder in sich aufnimmt.
Quelle: http://bdaj-nrw.de/images/pdf/Natur-und_Gottesverstaendnis_im_Alevitentum_Gebauer_Wagner.pdf
Alevitische Ritual- und Glaubenspraxis ist stark von mündlicher Überlieferungskultur geprägt. Das Wissen über ihren Glauben wurde von Generation zu Generation vor allem in Gedichten und Liedern erhalten und weiter gegeben. Die Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur wird in vielen Muhabbets (Beisammensein-Gesprächen) und Cems immer wieder erwähnt. Eine Cem-Zeremonie ohne Musik ist unvorstellbar und für die Ausübung der religiösen Pflichten unverzichtbar, so z. B. der Semah-Tanz. Für viele Aleviten gilt die auf der Bağlama gespielte Musik als eine göttliche Offenbarung.
Unsere Online-Quelle für alle die weiterlesen wollen: Natur und Alevitentum (bdaj-nrw.de) und die Wikipedia