„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Albert Schweitzer
Unser blauer Planet ist eigentlich eine grüne Welt. Das Leben auf der Erde ist ein Glücksfall im Universum, an dem wir teilhaben. Vor über 300.000 Jahren sind die ersten Menschen auf der Erde aufgetaucht, im letzten Jahrhundert wurden wir zur naturgestaltenden globalen Macht. Gegenwärtig leben wir über unsere Verhältnisse, wir ruinieren unsere Lebensgrundlagen und diejenigen anderer Arten. Wir Menschen als eigentlich kleiner Teil des Netzwerks der Natur überlasten die Erde, die uns trägt und ernährt. Wir müssen uns also zu unserem eigenen Überleben vielfältig vernetzen und anderes Leben wertschätzen lernen. Denn wenn ein Netz zu große Maschen bekommt, dann hält es nicht mehr. Wir sind hier und heute die Handelnden, wir prägen die Erdgeschichte, aber ohne das Leben auf der Erde in seiner Gesamtheit zu verstehen. Angesichts dieses Dilemmas besteht ethisches Handeln darin, dass ich mich genötigt fühle, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen Leben.
„Die Hybris, die uns versuchen lässt, das Himmelreich auf Erden zu verwirklichen, verführt uns dazu, unsere gute Erde in eine Hölle zu verwandeln – eine Hölle, wie sie nur Menschen für ihre Mitmenschen verwirklichen können. Wenn wir die Welt nicht wieder ins Unglück stürzen wollen, müssen wir unsere Träume der Weltbeglückung aufgeben. Dennoch können und sollen wir Weltverbesserer bleiben – aber bescheidene Weltverbesserer.
Wir müssen uns mit der nie endenden Aufgabe begnügen, Leiden zu lindern, vermeidbare Übel zu bekämpfen, Missstände abzustellen; immer eingedenk der unvermeidbaren ungewollten Folgen unseres Eingreifens, die wir nie ganz voraussehen können und die nur allzu oft die Bilanz unserer Verbesserungen zu einer Passivbilanz machen.“
Popper, Das Elend des Historizismus, 7.Auflage, Tübingen 2003,
Vorwort zur deutschen Ausgabe, S. X f.
Die Rede vom Neustart, nicht nur der Kultur, impliziert schnell, das vorher eine tabula rasa existiert oder geschaffen werden muss, aber das ist ein Illusion. Aus dem Kontinuum von Raum und Zeit kommen wir nicht heraus. Wir sind immer schon mittendrin in unserer Geschichte und haben unseren Platz auf der Erde. Unsere Herausforderung ist also eine beständige Kommunikation des gesamten ökologischen Haushalts der Erde: der Menschen, aber auch der Dinge und der Tiere wie Pflanzen als gemeinsam Handelnder und von ihrem Handeln Betroffener (Das terrestrische Manifest, Bruno Latour). Dafür braucht es mehr Wertschätzung der Menschen, der lebendigen Natur, der begrenzten Erde. Das ist im künstlerischen und kommunikativen Sinne eine lebenslange Improvisation, ein wogendes nicht enden wollendes sich Ausdrücken, Zuhören, Reagieren und Sein-lassen.
Mit [plan · e] stellen wir uns folgenden Fragen, die von unserem Verhältnis zur Erde als komplexen Gesamtorganismus des Lebens handeln:
- Was will ich auf dieser Erde?
- Was bedeutet uns unser je eigener Flecken Erde? Wann wird er für uns zur Heimat Erde?
- Welches Verhältnis habe ich zur Erde? Wie geht mein Kulturkreis mit der Erde um?
- Welchen Raum geben wir selbst dem Genie der Natur?